
Es gibt Augenblicke, in denen dir alles in den Sinn kommt. ALLES.
Das ist stärker als du.
Du musst dich setzen oder dich niederkauern. Auf jeden Fall kleiner werden, das Kleinsein fühlen, dem Selbstwertgefühl folgen.
Verkriechen wäre dir weitaus lieber, aber aus deinem Körper, aus deiner Haut kannst du nicht heraus.
Du hast gedacht, du bist hier nicht verantwortlich und kannst dort nichts dafür. Und außerdem … Und überhaupt …
Jetzt setzen sich Gegen-Gedanken in dir fest. Du musst sie gewähren lassen.
Du verkrümmst dich, als müsstet du dich bereit halten, Schläge abzuwehren. Aber sie haben dich längst im Inneren getroffen. Mit einer Hand hältst du den Kopf fest, er hielte sonst das gesteigerte Tempo nicht aus, in dem die Erinnerungen am inneren Auge vorbeiziehen. Jede von ihnen lädt etwas ab.
Deine Haut verliert ihre Farbe. Deine Haare hängen wie Stroh an dir. Die Kleider sind grau geworden. Wirfst du noch einen Schatten?
Du hockst in einer Ecke. Als wärst du noch ein Schulkind und müsstest dort zur Strafe stehen, abgewandt von allen anderen.
Aber jetzt ist die Demütigung unendlich viel größer. Du bist bloßgestellt. Obwohl niemand vor dir steht, niemand auf dich herabblickt, niemand dir eine Standpauke hält.
All das Gerede von Güte, von Gerechtigkeit, von Reue und Moral … es fließt an dir ab, es zerrinnt. Es ist nur Gerede gewesen und nun nicht mehr hilfreich.
Hinter Wörtern kannst du dich nicht mehr verstecken.
…
Du wirst wieder aufstehen.
Mühsam.
Beladen mit wiedergefundenen Augenblicken.
Der eigenen Wahrheit näher.