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einhorn insel der seligen

Kopffüßer



Spindeldürr schwenkt er den prall mit falschen Abenteuern vollgestopften Kopf und knallt immer wieder gegen die antike Säule. Das ergibt die obligatorische Delle, eine von vielen und Blutstau in den Hirngefäßen. Das ist das Leben! denkt das aufgeheizte Hirn für diese klapprige und traurige Gestalt, deren Spannungsbogen in ein Tänzchen auszuarten scheint. Tanz vor der Säule, vielleicht ein Überrest heidnischer Rituale, nein, eine Reverenz vor den guten alten Zeiten, als die Griechen alles zerdachten und die Römer alle Nachbarn plattmachten.


Das alles, so posaunt er herum, Kultur, Bildung, Tradition trage ich in mir und bewahre es, gebe es weiter und verteidige es gegen all diese Schrumpfköpfe, die mich umschwärmen. Dafür lass ich mich verprügeln, dafür erwachsen mir Striemen und blaue Flecke, doch meine Erdkugel dreht sich elegant und galant, mein Kopf balanciert darauf nach Zirkusart und mein Körperchen folgt, wenn auch säumig.

In der Tat: er schlurft und stolpert mit viel zu großen Schuhen. Doch ungebrochen hält er sich für einen Helden, einen Ritter gegen den Unsinn der neuen Zeit.


Da die neue Zeit ständig neu anbricht und weil die alte Zeit erst gut, dann immer besser wird, haben es Tröpfe wie er nicht schwer, die Aufmerksamkeit einer Versammlung, einer Kundgebung auf sich zu ziehen. Doch die kleine Kugel unter dem riesigen Kopf, beides Auswüchse eines kraftlosen Körpers, zu dritt erzeugen sie Gelächter, nicht Mitleid, wenn sie vom Fortschritt schwadronieren, vom ewigen Wachstum,von einer sicheren Zukunft. Die Schuhe prädestinieren ihn zum Clown, es fehlt nur noch die rote Pappnase. Auch der Clown kann Lachstürme entfesseln, kein Zuschauer ist so ungeschickt, dabei so eingebildet wie er.


Zuschauer, Clown und Redner gehen zufrieden nach Hause und machten so weiter, wie eh und je. Alternativlos.

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