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einhorn insel der seligen

Der Herzog und die Mädels



Ebenmäßige Züge, schwarze Kleidung zu schwarzem Haar und schwarzem Schnurrbart, dabei gerade im richtigen Alter! Aber vor allem: umwölkt von einem Geheimnis - da flattern die Mädels und schweben im Aufwind des Erwartens.

Bereitwillig nehmen sie die Herausforderung an, umschwänzeln und umschwirren den Mann, probieren die verschiedensten Strategien aus. Sie verhüllen sich, sie enthüllen sich, das eine impliziert das andere.

Was liest sich nicht alles in ihrem Gesicht!

Der eine Blick simuliert Gleichgültigkeit, aber auch tiefes Leid angesichts dieses prachtvollen, aber schwer zu erobernden Herzogs. Es glimmt ein Fünkchen Hoffnung, das auf das herzogliche Schwarz mit noch schwärzeren Lippen antwortet. Ein Blick wie unter der Folter, Wangen, Hals und Ausschnitt bereit für eine Tränenflut der Sehsucht, für die kalte Angst vor dem Entsagenmüssen.

Der andere Blick geht ins Irgendwo, auf einen Punkt, an dem Konzentration gelingt und der Arm sich langsam in die Waagrechte senkt. Der Schuss wird fallen, der alles entscheiden und den schönen, notorisch untreuen Herzog in die ewigen Jagdgründe schicken kann.

Dieser heißt nicht umsonst so, wie er heißt, er ist ein sinnierender Aristokrat, in seinem Kopf wabern ausgefallene Phantasien, sie schreien nach Entladung.

Da kratzen sich die Mädels hinterm Ohr. Phantasien, Träume haben sie selber genug, nicht nur spezifisch weibliche. Sie wiegen den Kopf. Ein Mann, der die Vernunft immer wieder ignoriert, der eines Novembers zu Fuß von München nach Paris aufbricht, um eine schwerkranke Kollegin zu besuchen, weil er sich einbildet, sie dadurch zu retten; ein Mann, der später im tiefsten Dschungel ein Schiff einen steilen Berghang hinaufziehen lässt und jenseits zum Wassern bringt, ist so ein Mann überhaupt noch - ein Mann?

Eine Gretchenfrage. Wie hältst du s, Traumtänzer, Fiktionssüchtiger, Weltenschöpfer mit dem Mannsein?


Was denken Sie?

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