

Ganesha zapft
Zahllose Aufgaben sind der Götter Bestimmung. Wie oft müssen sie nicht heruntersteigen aus der spirituellen Welt, die sie so gerne mit uns teilen würde, um schwerwiegende Mängel im Menschenwerk zu beseitigen! In seiner Gestalt als Dickhäuter gewann Ganesha meist rasch das Vertrauen der Sterblichen und hatte am Ende die Lacher auf seiner Seite. Diesmal kam ein Notruf vom See mit den vielen Zipfeln aus dem Land mit den vielen Sprachen (nur Indien zählte mehr). Zapfsäulen gab es


Spur
Bist du geflogen, gesegelt, geschwebt? Schönes Bewegtsein, auch wenn es da noch das Gefühl von ziellosem Absinken und Verwirbeln war. Soviel liegt hinter dir, zuletzt die Verwandlung zu einer Insel leuchtender Farbe, begleitet allerdings von Steifheit, zuletzt von Starre und schwindenden Empfindungen. Das Schaukeln im Wind, das Sich-Spreizen gegen den Sturm, das Mitschwingen und Mitwehen mit den anderen, den unendlich vielen hoch oben in den wechselnden Strömen der Luft, war


Kastanienblätter
Sie haben sich auf den Weg gemacht zu dir, präsentieren sich nun, zeigen sich selbst, mit ruhigem Stolz, als eine Dreieinigkeit. Ihr feines Aderwerk entfaltet sich beidseits, erobert sich Raum in deinem Blick. Die raue Oberfläche scheint solide, doch sie ist opak. Zwei bleiben zwei, auch wenn sie übereinander liegen. Das eine mag das andere nicht verdecken. Sie teilen. Ihre Ordnung ist einfach. Sie halten sich an eine unsichtbare Achse. Sie sind fragil. Fass sie lieber nicht


Nadelballett
Wir haben die Bühne bestiegen. Wir haben uns im Raum verteilt. Nun beginnen wir zu tanzen. Vor deinen Augen und nur für dich. Denn es kann sehr wohl sein, dass deine Begleitung sich heimlich an die Stirn tippt, wenn du versuchst, ihr zu schildern, was du zu sehen glaubst. Optische Täuschung! Mehr wird sie nicht sagen und dich grummelnd auffordern, endlich weiter zu gehen. Für einen Augenblick kannst du sie noch vertrösten. Beständig ist Unruhe im Wald. Licht sucht sich seine


La forza del destino
Ich. Ich allein. Allein, und doch gefallen auf fruchtbaren Grund. Geschwebt? Getrudelt? Gebremst, passgenau. Eingefädelt in diese Ritze. Wurzeln geschlagen. Zur Pflanze erwacht. Ein Stängel, zwei Blättchen, vorerst. Die Kollegen nebenan sind schon viel weiter. Brauch noch Sonne. Regen von Mal zu Mal. Werd ordentlich wachsen. Ungeziefer kann wohnen in meinem Spalt. Darf. Ungeziefer wohnt überall. Interessiert nur Menschen. Dieser Stamm. Umgestürzt mit gewaltiger Wucht und lau


Aktentaschenmann
Hören Sie: ich bin nicht der Totengräber, kein Bestatter, kein Priester mit Öl und Trost. Ich gehe meiner Wege, wie Sie, wie wir alle. Wir verstehen uns, nicht wahr? Ich habe große Augen, das stimmt, ich sehe besonders gut in der Nacht. Wie Ihre Katze. Hätten Sie Ihrer Katze gegenüber Vorbehalte? Die Nacht bietet übrigens mehr Sicherheit als der Tag. Warum? Weil es so viele Angsthasen gibt, die sich nachts nicht auf die Straße trauen. Da muss mancher Verbrecher sein Handwerk


El mecedor
Gemessen schritt der Mann zu seinem Stuhl, nahm Platz und setzte ihn behutsam in Bewegung. Er achtete auf einen gleichmäßigen Rhythmus, der nötig war, um ihn in Trance zu versetzen. Die übermannshohe Hecke, die den Garten umfriedete, hielt Störungen zuverlässig fern. Und die Vögel sahen dem schaukelnden Mann gerne zu. Die besonderen Pflanzen, die Meister Ungherbroeder in seinem Garten gelegentlich erntete, bedurften keiner Pflege und gediehen von selber, ein Geschenk des beso


Am Brunnen
Es war einmal ein Ries, dem ein Girlie das Herz brach. Es war nämlich eines unglückseligen Morgens einfach - verduftet. Weg. Mutterseelenallein erwacht, wartete der Ries vergebens, dass sein Augenstern ihm das Frühstück ans Bett brächte. Schnaufend erhob er sich und entdeckte die Bescherung: kein Girlie, nirgends. Zuerst ward er zornig, schrie und wütete sich durchs Haus. Möbel warf er aus dem Fenster, Scheiben und Kreuze derselben nicht schonend, uneingedenk des Umstands, da


Guter Wille, versetzt
Manchmal stößt du auf Haufen, die dort, wo sie sind, nicht hingehören. Du findest, sie sollten beseitigt werden. Und nicht nur, weil du ein Ästhet bist. In Haufen kann man treten, über Haufen kann man stolpern. Was tun? Es müssen nicht immer Berge versetzt werden. Wer sich allzu Großes vornimmt, scheitert häufig. Aber jeder Haufen kann geteilt werden in kleine und immer kleinere Häufchen, passend zu Eimerchen und Schäufelchen, die zur Verfügung stehen. Die kleinsten Häufchen


Ein Pferdekuss
Das Pferd liegt im Sterben, es ist noch nicht tot. Aufstehen wird es nicht mehr, aber es kann noch den Kopf heben. Nur begreifen kann es nicht, dass es als ein tierischer Held oder heldisches Tier sein Leben aushauchen wird für die Sache derer, die hier und jetzt die Schlacht wohl verloren haben, denkt der Herr Schlachtenmaler. Lägen hier, wenn es anders wäre, so viele andere Kadaver? Auch ein Soldat, Reiter oder Fußvolk, gepanzert und noch im Besitz seiner Waffen, ist seinem