

Pinky pig
Das Grinsen und Feixen wird dir gleich vergehen. Ein Spielzeug bin ich nämlich nicht, und zu spaßen ist nicht mit mir. Ich hüpfe und schwebe und spucke auf deine Neugier. Mitten in deine Kamera. Oder mitten ins Gesicht. So. - So. Ich pendle ein bisschen, hin und her, ein Tänzchen, aber nicht, um dich zu amüsieren. Unscharf nimmst du mich wahr, aber das bin ich nicht. Indem dir mein Wesen näher kommt und dir auf die Pelle rückt, desto mehr kehrt es sich um und treibt sein Unwe


Chez le dentiste
Was ist so schlimm am Zahnarzt? fragt sich mancher. Er bohrt ein wenig herum, er schleift glatt, er zieht einen bösen Zahn. Dabei ist er ein Wohltäter. Wie alle Ärzte, eigentlich. Nein. Er ist anders. Er dringt in dich ein. Mit Geräten. Wie ein Chirurgus. Doch wenn der dir einen Gallenstein entfernt, den Blinddarm oder ein Gewächs irgendwo im Körper, merkst du nichts davon. Du liegst unter Narkose in sanftem Schlummer. Erst beim Aufwachen tut es manchmal ein bisschen weh. Be


Der Pfeil
Etwas wird geblieben sein von uns. Ich träume von einer Zeit, über die man nicht reden kann. Ein Zeichen an der Wand einer Berghütte. Schwere Steine befestigen ihr Dach. Man kann sie im Sommer als Lagerraum brauchen, im Winter liegt sie leer geräumt unterm Schnee. Sie könnte, Fenster und Türen verrammelt, zu einem Zufluchtsort geworden sein, wenn marodierende Banden herumziehen und es ums pure Überleben geht. Lag sie abseits und wurde nicht gefunden? Ein Pfeil will treffen,


Staub
Zerquetschte Beeren und tote Zigaretten emittieren Gase. Abgefallene, verwelkte Blätter vermutlich auch. Von den Steinen geht nichts mehr aus. Oder? Steine bröckeln, werden Sand, dann Staub. Zigaretten zerfasern, Erdbeeren zerfließen und zersetzen sich. Am Ende ist alles Staub geworden. Wahrscheinlich kann Staub keine Gase mehr aussenden, hätte also zum Beispiel keine Schuld an Treibgasen. Diese sind das Ergebnis technokratischer Demenz. Das durchweg mechanisierte, durch Masc


Konfrontation
Von dem Philosophen und Schriftsteller M. hab ich gehört, der sich mit vierundzwanzig das Leben nahm. Niemand konnte es so recht nachvollziehen. M. war ein Mensch, der schon sehr früh Zugang hatte zu intensivem geistigen Leben. Er wuchs auf vor mehr als hundert Jahren im Vielvölkerstaat an einem Ort, an dem sich drei Kulturen und drei Sprachen begegnen. Gleich weit ist es zum Meer wie zum Hochgebirge. Die Eltern haben das Kind gefördert, wo sie nur konnten. An Geld fehlte es


Arabesken
Wer lebt, hinterlässt Spuren, ohne sein Zutun. Chaotisch verstreut in fremder Erinnerung. Welche? Er wird es nie wissen. Doch jeder wünscht sich, dass etwas von ihm bliebe. Was könnte das sein? Er versucht sich zu erinnern. Viel fliegt ihm zu – und fliegt vorüber. Wie Wolken, die sich folgen, sich verformen, verschwinden, bis der Himmel leer ist. Dann kommt plötzlich eins zum andern. Eine Kette. Eine Reihe aus Zeichen. Eine Schrift, die er nicht lesen kann. Die niemand lesen