

Wilde Landschaft
Ein Stück altes Faltengebirge, kahl und entvölkert. Land, das in vormenschlicher Zeit ineinander geschoben wurde von unterirdischen Kräften und jetzt brach liegt unter einem Himmel, der im Sinken begriffen scheint. Zögernd haben sich Wasserläufe ihren Weg gesucht, ein einziges Flusssystem ist nicht versickert und bewegt geringe Mengen Wasser schwerkraftabwärts. Die Niederschläge sind spärlich. Meist verhüllt sich die Sonne hinter Gewölk und Dunstschleiern. Oft zeigt sich nack


Schleier
Dort ist alles, was du dir erträumen magst. Es gibt eine Welt hinter der Welt, manchmal reißt der Schleier. Es muss nicht im Traum geschehen. Aber solange du wach bist, beschäftigen dich der Weg vor dir, den du betrittst, die Dinge, nach denen du greifst, und all das Schöne und all das Schlimme, was sich vor deinen Augen abspielt. Halt es fest, wenn es über dich kommt, wenn unversehens aus der Unschärfe klare Konturen wachsen, die eine Form annehmen und eine Bedeutung. Dann m


Bespiegelung
Oben, am Ende einer großen Freitreppe, da stehen wir: wer heraufsteigt, sieht mich schon von weitem. Meinen Doppelgänger bemerkt er erst, wenn er ganz oben ist. Oder meine Wenigkeit nimmt ihn so in Anspruch, dass er den Spiegel übersieht. Gaukler sind wir. Seht ihr die Trommel? Mein Doppelgänger im Spiegel wird sie schlagen, wird meine Kunststücke begleiten. Ihr glaubt es nicht? Dann werdet ihr auch den dumpfen Schlag, den stampfenden Rhythmus des Trommlers niemals vernehmen


Entfremdete Arbeit
Wozu hat ein Mensch einen Bizeps und ein Sixpack? Er muss (darf) die Welt tragen, er muss (soll) sie ertragen. Jeden Tag wiegt sie schwerer, denkt er. Doch es ist nur das Alter, es macht den Träger schwächer. Eines Tages klappt er zusammen. Und die Welt verliert die Balance … Es ist vorgesorgt. Ersatz steht bereit. Dem hat man gesagt, was man auch dem gesagt hat, der soeben zusammengekracht ist, was man allen sagt: Du hast eine Aufgabe. Du darfst dich bewähren. Die Welt ruht


Der Fenstergucker
Durch die Blume kommt vieles besser an. Auch ein bescheidener Gruß. Auf der Treppe aber gehen, hoppeln, schweben oder humpeln die Herren und Damen auf und ab. Durch sein Fenster mit dem schlichten, aber schön geschwungenen simplen Nonnenkopf betrachtet der Hausmeister die auf und nieder Steigenden. Er grüßt jede Person, ohne Ansicht der Person, jedoch mit intensiv auf sie gerichtetem Blick, prall gefüllt mit einladender Freundlichkeit. Für die ebenfalls vorschriftsmäßige Ver