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einhorn insel der seligen

FIRE DEPARTMENT



Feurio! wird gebrüllt, doch das Feuer ist weit, es sind Gaffer, die vor der Kaserne stehen, Wichtigtuer, die wild ihre Selfie-Gestänge schwenken.

Der Hund ist sofort zur Stelle, er kläfft, er fiept, er streicht den Leuten um die Beine: nichts als schmusen will er. Fast hätte er den Helm verloren.

Das Mädel, das gerade die Kletterstange herunterwirbelt, Gott sei’s gelobt, hat ein Feuerwehrbeil in der Hand. Keine Angst, sie wird nicht zuschlagen, sie ist keine Feministin, sondern eine wackere Feuerwehrfrau, eine, die immer vorausstürmt. Die Männer sind alle oben in der Bereitschaft, aber beim Karteln und mitten in einem Spiel, das sie unbedingt fertig machen wollen, brenne da, was wolle.

Das Mädel strahlt übers ganze Gesicht, die Haare quellen unter dem Helm hervor, die muss sie noch zurechtbinden. Ihr luftiger Anzug ist sehr individuell, aber grundsätzlich in Ordnung. Wo es brennt, ist es heiß, jedes überzählige Kleidungsstück kann von den Flammen erfasst werden.

Der männliche Teil der Gaffer ist unruhig geworden. So haben sie sich im Religionsunterricht die heilige Joan von New Orleans vorgestellt.

Das Mädel guckt vergnügt, weil Bello denselben korrekten Feuerwehrhelm trägt wie sie. Den hat ihm mal wieder jemand aus Jux aufgesetzt, sagt sie sich, während einer der Feuerwehrmänner oben sich lauthals beschwert, weil er vergebens nach seinem Helm sucht.

Mit dem Hund ist weiter nichts anzufangen. Alles was er will, alles was er kann, ist - außer Schmusen - das Betteln. Ein Maskottchen, das leider nie mitdarf in den Einsatz, er würde dem Rettungspersonal voraus mitten in die Flammen springen und brennen wie eine Fackel.

Schon sitzt das Mädel am Steuer, wirft den Motor an, schaltet den Suchscheinwerfer ein, obgleich heller Tag ist. Vorschrift, sagt sie und grinst.

Die Tür müssen sie jetzt aufkriegen, die Tür mit dem Firefighting und Saving Equipment. Das Mädel hupt und lässt den Motor aufheulen, dass die meisten Gaffer davonstieben. Man hört oben die Stiefel auf dem Boden stampfen, die Männer sind schon an der Stange und sofort unten an der Tür. Verschlossen. Wie zugeklebt. Die Saububen aus dem Viertel! Bestimmt liegen sie irgendwo im Versteck und lachen sie einen Ast. Beil her! wird das Mädel angeherrscht. Im Einsatz müssen Beile stets und von jedem Beamten am Körper getragen werden, Vorschrift ! ätzt das Mädel zurück. Die immer noch gut getarnten Saububen kugeln sich vor Vergnügen.

Der Helmlose hat endlich seinen Helm entdeckt und reißt ihn Bello vom Schädel. Das tut weh, und der Hund ergreift kläffend die Flucht, naturgemäß in Richtung auf das Versteck der Saububen zu, die so entdeckt werden. Ein Feuerwehrmann hat das Dienstfahrzeug geentert und versucht dem Feuerwehrmädel das Beil zu entwinden, ein zweiter verteidigt sie, weil er hofft, irgendwann einen Stein bei ihr im Brett zu haben. Die von der Tür haben Seppi, Beni und Hansi im Gebüsch identifiziert, die Sache wird später verfolgt werden. Die Tür gibt endlich den Schlägen der Beile nach, das Firefighting und Saving Equipment wird herausgerissen und schimpfend verstaut. Dann düsen sie ab.

Inzwischen ist die Schule vollständig abgebrannt. Weder Präsenz- noch Fernunterricht sind in absehbarer Zeit möglich. Einzelne Lehrer sollen überlebt haben. Seppi, Beni und Hansi haben sich zwar Ferien verschafft, doch die verbringen sie im Karzer. Die Kellerräume der Anstalt blieben glücklicherweise unversehrt.

Das Mädel hat den Dienst quittiert. Statt weitere me-too-Ereignisse gewärtigen zu müssen, hat sie sich für eine Karriere als Model entschieden. Beil, Stiefel, Helm und Dienstkleidung werden ihr dabei von Nutzen sein.


(Foto: Team Max Mayr / Gisi Müller, Canadian Indian Summer)

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