top of page
Aktueller Eintrag
Frühere Einträge
Archiv
Schlagwörter

einhorn insel der seligen

Ein Feldherr



Grün steht er da und war doch kein grüner Junge, sondern stets bereit, rücksichslos bereit, zu kämpfen, zu töten und vor allem: seine Leute in den Tod zu schicken. Vor der Schlacht machten sich Pfaffen nützlich und erklärten den Söldnern, was nach dem Tod kommt,, damit sie ihr Leben leichthin wegwarfen.

Aber in jenen grausigen Zeiten musste man nicht mit der Waffe kämpfen, um an dem bisschen Leben, das noch in einem war, zu verzweifeln.

Noch in heutigen Armeen wird der soldatische Dienst (von Kriegsdienst redet man nicht so gerne) als Krönung der Erziehung junger Männer betrachtet, nämlich zu Disziplin und Gehorsam: das lehrte man auch in den Jesuitenschulen, an denen dieser Mann ausgebildet wurde.

Er galt als erfolgreichster katholische Feldherr des großen Krieges, will sagen, er war einer der größten Schlächter unter so vielen anderen, Oberbehlshaber eines Heeres von Totschlägern, die nichts im Sinne hatten als nach dem Sieg zu plündern: sie töteten, um zu rauben, das passte gut zusammen in ihren Hirnen, bis ihre Schädel aufplatzten. Dass sie für die katholische Sache kämpften, davon war dort nichts mehr auffindbar.

Mit ihren Gegnern stand es nicht besser.

Die katholische Liga und der Kaiser hatten über ein Jahrzehnt ihre menschenverachtende Freude an diesem Mann aus den spanischen Niederlanden. Er führte ihre Truppen bis zur Nordsee und an die Elbe, bevor die Zeit sich gegen ihn wendete und er in hohem Alter starb, wobei er viele, unsagbar viele von denen überlebte, die er in den Tod geschickt hatte, wieder und wieder.

Ihn in grünes Licht zu tauchen hätte er als grobe Beleidigung empfunden. Grün ist zwar eine liturgische Farbe, und natürlich wurde vor der Schlacht gebetet und danach eine Freuden- oder Totenmesse gefeiert, doch das ging nicht über Routine und Repräsentation hinaus und ließ den Feldherrn kalt. Auf grünen Wiesen schlug er seine Feldlager auf, in grünen Wäldern lag er im Hinterhalt, doch hat er wahrscheinlich nie in seinem Leben einen Baum oder eine Blume mit Muße betrachtet. Tiere waren ohnehin nichts als Fourrage.

Der Baldachin hätte ihm gefallen, ein Hoheitszeichen,

Seine Farbe wäre Rot gewesen wie das zehntausendfach vergossene Blut in Deutschland. Oder Schwarz: für den Tod, den er den protestantischen Feinden so dringend wünschte.

Er wurde reich belohnt: Standbilder, Straßennamen, sogar Schulen sollen nach ihm benannt worden sein. Seine letzte Ruhestätte: Altötting; sein Herz: separat bestattet in der dortigen Gnadenkapelle.


(Foto: Gabriele Rothfelder)


bottom of page