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einhorn insel der seligen

Die abscheulichen Vier



Wäre es nicht begrüßenswert, wenn man sich gegenseitig helfen würde, das Leben, das doch schwer genug ist, angenehmer zu gestalten?

Vieles hängt von der Position ab, die man erreicht hat. Vielleicht nach erbitterten Kämpfen, vielleicht weil man ein Pechvogel oder ein Glückspilz ist.

Letzteres trifft sicherlich zu auf Gelbchen-BX. Es steht in der ersten Reihe und winkt seinem Volk zu. So winken Olympiasieger oder Kanzerkandidaten. Die freie Hand streichelt den runden Bauch wie ein chinesischer Glücksgott. Der Blick geht nach oben, von wo mehr und immer mehr Heil niedergehen wird auf alle Mühseligen und Beladenen. Das ist das Versprechen. Dabei werden strahlend weiße Zähne sichtbar, und eine Schnapsnase ist dem glänzenden Gesamteindruck nicht abträglich: der Winkende teilt ein harmloses Laster mit seinem geliebten Volk.

In Gelbchens Zungenschnalzen mischt sich Rothäutchens Gequäke. Mehr ist ihm anatomisch nicht möglich, da sich Gaumen, Rachen und Zunge den Artikulationsraum mit einem munteren Bandwurm teilen müssen (oder bereitwillig teilen, wer weiß). Beim Quäken verrutscht überdies der Bartschoner, Hände und Arme kommen in zweiter Reihe nicht zum Zug. Eine Brille mit getrennt aufblasbaren Gläsern trägt die Signatur, es gibt dabei Abstimmungsprobleme zwischen den Bälgen. Rothäutchen ist womöglich gar nicht bewusst, dass es über eine bemerkenswerte Ausstrahlung verfügt, denn sein Rotstich ist dabei, mit Gelbchens Peripherie auch die erste Reihe zu erobern.

Luko und Potsi schenken dem keine Beachtung. Ein Seil verbindet sie, als wären sie Bergsteiger in steilem Gelände. Mit dem Seil halten sie auch Gelbchens Volksverbundenheit diskret in Schach. Potsi setzt sich eindrucksvoll in Szene: seine künstliche Schädelkalotte mit integrierten Augenwülsten aus Edelstahl würde jeden Neandertaler in Angst und Schrecken versetzen. Dass es aus ihm tränt, rotzt und sabbert, tut seiner wuchtigen Wirkung keinen Abbruch, die schon allein von seiner Breite ausgeht.

Luko erscheint dagegen mickrig, kleinlaut und verhuscht. Doch man sollte dieses Wesen nicht unterschätzen. Mit dem gewaltigen Potsi verbindet ihn mehr als ein Seil, sie arbeiten im Team. Durch das Seil, bzw Kabel, fließt Starkstrom über eine integrierte Steckdose direkt in Lukos Rückenmark, lässt Haar und Bart sich entfalten und stimuliert einen zwar leisen, aber eindringlichen Redefluss, der beim Volk Gelbchens Dahinplappern mühelos aussticht.

Dazu kommt, was wenige wissen: Luko und Potsi, die sich miteinander multiplizieren können, verwandeln sich durch dasselbe Kabel - aus Potsis Nabel - nach Gutdünken ineinander.

Die abscheulichen Vier bilden eine Phalanx. Wir, das Volk, hoffen, dass sie, statt uns zu zertrampeln, endlich in Konkurrenz zueinander treten und sich gegenseitig vermöbeln, sich neutralisieren, uns aber Luft zum Atmen lassen.

Von wegen.

Hinter der Phalanx scharren die Zebroiden mit den Hufen und warten auf einen günstigen Augenblick, um loszustürmen.



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