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einhorn insel der seligen

Hinüber


Drüben ist Land. Ein anderes Land. Ich sehe es deutlich. Es kann aber genauso gut eine Spiegelung sein. Konturen sind nicht zu erkennen. Wohl eine Augentrübung durch Partikel in der Luft - oder eine Folge von Müdigkeit.

Müdigkeit. Ja. Nicht nur der Augen.

Auch die Gedanken sind langsam geworden und träge. Allzu gern verharren sie an Orten, die sie glauben erfasst zu haben. Da haften sie. Es ist schwer, sie wieder in Bewegung zu setzen.

Hier, wenn ich hinausblicke, mir einbilde, nicht nur mein Blick könnte hinüber reisen, kommt Leben in mich. Überall ist Bewegung, nichts bleibt sich gleich.

Waren denn nicht die Tage, die hinter dir liegen, diese zahllosen Tage, oft eintönig, weil alles sich wiederholte?

Es ist wahr, das sagt mein Gefühl, ich habe viele Wiederholungen zugelassen. Manche (wie den Frühling) habe ich ungeduldig erwartet, es war ein Fest. Meistens – das haben Wiederholungen an sich, sie verstehen sich auf Tarnung – hab ich sie nicht bemerkt. Andererseits: Wenn du weißt, dass alles sein wird, wie es war, bis auf winzige Unterschiede, dann gibt dir das Halt, da kannst du drauf bauen.

Du kannst ruhig schlafen. Du wirst jedoch irgendwann aufhören zu träumen.


Auf!

Versuch es!


Die Brandung, die Schaumkronen, die Wellen, die größer werden, ungeheuer groß, dann wieder schrumpfen und verschwinden, sie hätten dich erfasst. Zwischen ihnen könntest du dich nicht frei bewegen, es schaukelte dich, es packte dich und tauchte dich unter Wasser, es würde dich gegen die Felsen werfen. Du hörtest die Möwen schreien über dir und meintest, diese Schreie würden dir gelten. Anfeuerung? Hohn? Nein. Für die Möwen wärst du nur eines: zu groß zum Fressen.

Dann wärst du doch draußen, jenseits des letzten Leuchtturms, und das Meer ließe dich nicht mehr los. Du wolltest endlich frei schwimmen, hinüber schwimmen, deine Arme und Beine peitschten das Wasser, stemmten sich gegen plötzliche Strömungen und Wirbel.

Umsonst. Gegen die Gewalt des Meeres könntest du nicht ankommen. Nur dahintreiben, des Ziels beraubt.


Deine Schwäche bedrückt dich. Du sitzt noch immer auf einer Anhöhe hoch über den Klippen und nimmst die Grenzenlosigkeit des Meeres in dich auf, sein Glitzern, sein Tosen, den Salzgeruch.

Seine Unberührbarkeit bleibt. Wie die jenes Landes, von dem es dich abschneidet und das vielleicht gar nicht existiert.

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