Jemand hat die Zeit zurück gelassen, hat sie allein gelassen. Stumm und starr blickt sie dich an, als wärst du ein Spiegel.
So unbeweglich, wie sie geworden ist, strahlt sie Würde aus, sogar Schönheit. Wie eine einbalsamierte, im Schauhaus ausgestellte Leiche. Ein letzter Gruß, um die Erinnerung zu befeuern.
Mächtig war sie und immer präsent.
Die Ziffern leuchteten auf Geheiß der Zeiger im Wechsel auf, eine jede war verbunden mit Auflagen und Aufgaben, jede forderte Aufmerksamkeit und verblasste nicht, bevor die nächste sich bemerkbar machte.
Aus solch striktem Mechanismus ist ein Lebenslauf entstanden, der, äußerlich betrachtet, eher einer Folge von beliebig gekrümmten Kurven und Spiralen zu ähneln schien.
Die Zeit war und ist stets diskret.
Sie bleibt im Hintergrund.
Als Begriff dehnt sie sich – auch ohne Kenntnis der Physik - rasch aus und erfüllt den ganzen Kosmos, wird unfassbar, unsagbar.
Als Begriff verschwinden wir vor ihr. Wir haben nicht gelebt, wir wurden ohne sie weder geboren, noch können wir sterben.
Das Zifferblatt wurde uns in der Kindheit beigebracht, wahrscheinlich eingetrichtert. Wer hätte sich gern, die unendlichen Möglichkeiten eines Lebens noch vor sich, für immer nach Zeigern und Ziffern gerichtet?
Aber es ist mit uns allen so weit gekommen.
Jetzt, angesichts der Merkwürdigkeit, ja, der Unerhörtheit des Stillstands, breitet sich eine Leere in dir aus. Sie kann bodenloser Abgrund sein oder Freiheit.
Entscheide dich.
Nein.
Erfreue dich lieber an den in schweres Metall gestanzten, leichtfüßigen Ranken oder an der Stetigkeit der Ziffern, die sich schließen zu einem vollkommenen Kreis.
Lass die Zeit.