top of page
Aktueller Eintrag
Frühere Einträge
Archiv
Schlagwörter

einhorn insel der seligen

Spur


Bist du geflogen, gesegelt, geschwebt? Schönes Bewegtsein, auch wenn es da noch das Gefühl von ziellosem Absinken und Verwirbeln war. Soviel liegt hinter dir, zuletzt die Verwandlung zu einer Insel leuchtender Farbe, begleitet allerdings von Steifheit, zuletzt von Starre und schwindenden Empfindungen. Das Schaukeln im Wind, das Sich-Spreizen gegen den Sturm, das Mitschwingen und Mitwehen mit den anderen, den unendlich vielen hoch oben in den wechselnden Strömen der Luft, war anders. Es ist vorbei.

Du bist gelandet. Auf neuem Territorium. Feuchtigkeit hält dich, der Wind drückt dich, du kannst bleiben.

Hier hast du ausgeharrt. Hast du gefühlt, wie allmählich jeder Farbton verschwand bis auf den allerdunkelsten, der blieb und mit ihm deine Gestalt, filigran und durchbrochen?

Auf totem Terrain bist du gelandet, auf einer toten Fläche mit wirren Zeichen, von denen keines vor der Schönheit eines Blattkörpers bestehen kann.

Bist geworden zu hartnäckigem Rest, Spur der Jahreszeit; eine gestorbene Fläche auf lebloser Fläche.

Wer von denen, die jeden Tag hier stehen und warten, einsteigen und aussteigen, wollte keine Spuren hinterlassen?

Du bist eine sichtbare Spur. Eine Erinnerung. Ein Denkmal.

Dein Leben war Energie, Atem und Bewegung, Farbe und Rauschen, eine beständige Veränderung, ohne die Aussicht, eines Tages still halten zu müssen, um zu verschrumpeln.

Doch nun ist es so weit gekommen.


Eine Putzkolonne wird dich abkratzen, dich ertränken in Schmutzwasser. Am liebsten wäre es ihr, du wärst nie gewesen.

Doch hunderttausendfach wird deinesgleichen wiederkommen. Schon bald.


bottom of page