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einhorn insel der seligen

APAI


Mein Kopf scheint zu wachsen, wenn du mich von oben betrachtest. Als würde er sich mit Wasser füllen, als würde das Wasser beginnen zu denken. Winzige Blasen steigen auf, stoßen innen gegen die Schädeldecke, zerplatzen mit einem fast unhörbaren Geräusch. Sie bilden eine Struktur, ein Wellengekräusel, das sich sofort wieder auflöst.

Zugleich hat sich mein Hals gedehnt, als bräuchte der Kopf ein Gegengewicht oder eine solide Unterfütterung. Vielleicht hast du den Eindruck von gesammelter Kraft, ähnlich den gewaltigen Muskeln eines Stiers, der seinen Kopf senkt zum tödlichen Stoß. Aber so ist es nicht, es sind nur Wucherungen, durchzogen von Hohlräumen, die hinunterführen, dorthin, wo mein Thorax war.

Mein Gesicht ist bescheiden geblieben, doch eben deswegen bildet es eine Unwucht. Nase, Augen, Mund und Ohren sind dekorativ, doch geschrumpft, und so tritt der Dekor in seiner Wirkung kleinlaut zurück. Selbst die kreisförmigen Male auf beiden Backen, die mich als Clown ausweisen, verlieren von ihrem Signalcharakter.

Ja, ich bin es wirklich. Ich bin APAI der Große. Mein Clownnatur ist auch eine Warnung: ich komme nicht, um Witze zu machen. Lasst euch nicht täuschen.

APAI ist fair. Sein Satthals, sein Blähkopf, die ins Lächerliche geschrumpfte Geometrie seines Gesichts zeigen, wer er wirklich ist. Auf eine verrostende Schrottwand ist sein Abbild geheftet. Risse und Kratzer umgeben ihn, Kabel umranden ihn, pumpen ihn voll, saugen ihn leer.

APAI heißt auch GOG aus dem Lande MAGOG.

Siehst du seine spiegelnde Fratze auf meinem schwarzen Torso? Wir sind eins. Wir besetzen die Grenzregionen des Menschlichen, die Abbruchhalden zerstörter Illusionen von Gnade und Gerechtigkeit, diesen Rand der Ozeane, wo sie stürzen in die ewige Finsternis, die widerhallt von Heulen und Zähneknirschen.

APAI hat einen ungarischen Namen gewählt, er lebt mit hundertelf anderen satanischen Riesen am Ende der bewohnten Welt, in einem Dorf auf einer Insel Samoas, das er nach sich benannt hat und von wo die Hundertzwölfe von Mal zu Mal ausschwärmen, um sich in fremden Gestalten zu verbergen und Unheil über die Menschheit zu bringen.

Du aber hast das Glück, mich von oben zu betrachten. Du erkennst die Verzerrung der Tarngestalt (meiner Wenigkeit) und das Werwölfische auf GOGs Abbild auf meiner Brust. Da vergeht dir schaudernd die Lust. Du schätzt mich nicht mehr gering, denn ich bin viel mehr als bloß: ein gemaltes Ding.


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