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einhorn insel der seligen

Drinnen und draußen


So sieht’s aus. Es windet sich, krümmt sich, glimmt auf, verlischt.

So sieht’s in dir aus. In Bauch und Hirn. Du spürst es genau.

Aber du willst nicht, dass es nach außen dringt. Doch das kannst du nicht verhindern. Es läuft heiß. Du läufst heiß. Es kann sein, dass man sich über dich wundert.

Du hast es selbst bemerkt: manchmal bewegst du dich unter deinesgleichen wie ein frisch und fröhlich freier Betrunkener. Reiß dich zusammen, denkst du. Mehr fällt dir nicht ein.

Es wird nicht unentdeckt geblieben sein. Doch man schweigt. Man stößt sich gegenseitig an, sicher flüstert man: Sag lieber nix! Der arme Hund. Er muss nicht wissen, dass wir‘s wissen.

Die Diskretion der Freunde ist ein süßes Ruhekissen und zugleich nur eine Redensart, sonst nichts. Das bringt dich nicht weiter. Aber du bist sowieso auf dem Holzweg.

Du hast dich verrannt in seltsame Gedanken. In Wahrheit ist es das Leben selber, das in dir wuselt und pocht. Wie kämst du sonst jemals morgens aus dem Bett?

Könntest du zuschauen, wie sich alles verknüpft und verschaltet!

Nein, niemand kann in sich hineinschauen. Du merkst jedoch die Unruhe, du empfindest, wie Stimmungen ineinandergreifen und sich entladen. Es schlägt Wellen in dir, Brandung entsteht, du trägst das mit dir herum, es treibt dich an und bremst dich wieder. Es mäandert.

Wir sind nicht geschaffen, um still in einer Ecke zu sitzen. Sprühen und glühen muss es in uns, und aus den Linien, so chaotisch sie scheinen mögen, wird ein inneres Bild entstehen, ein Gedanke, ein Wunsch, ein Plan, eine Tat.

Besserwisser, Gscheidle! Alles ausgedacht!entgegnest du.

Ich finde dieses Neonlicht ausnahmsweise schön, sagst du weiter. Wegen der Krümmungen und Windungen. Deswegen, weil die Umgebung versinkt in dieser roten Explosion, in dieser Wolke, der nachtdunkle Raum wie weggezaubert. An den Auswurf der Sonne könnte man denken, an Protuberanzen, Fontänen von Plasma, Geysire aus Gas. Aber die dünnen Schlangen, die dieses Licht erzeugen, sind real, du kannst sie im Baumarkt kaufen. Ähnlichen Klimbim habe ich an Christbäumen gesehen. Aber hier, ohne o Tannenbaum, o Tannenbaum, ist es kein Klimbim, sondern gefällt mir, keine Ahnung warum.

Da muss ich nichts mehr sagen. Freude und Schönheit fallen nicht vom Himmel. Sie sind schon da. Befreit müssen sie werden, freigelegt.

Wie in einem Rausch

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