
So ist es schon in unendlich ferner Zeit gewesen: Land grenzt ans Meer, das Feste trifft auf das Flüssige, das Bewegliche auf das Starre.
Die unaufhörliche Unruhe des Planeten lässt den Elementen keine Atempause.
Das Meer wirft sich gegen den Strand, befeuert von Winden. Die Wellen wachsen und schrumpfen. Sand wandert. Kleine Steine rollen das Ufer hinauf und kehren wieder um. Klippen, riesige Blöcke, ragen aus dem flacheren Wasser nahe der Küste. Viele sind unsichtbar, können die Bäuche verirrter Schiffe aufschlitzen.
Hier kann man nicht einfach an Land gehen oder ablegen. Strikte Trennung herrscht zwischen beiden Welten.
Wenige kommen hier vorbei. Das Gehen ist mühsam, sich niederzulassen auf den harten, kalten Steinen ist kein Vergnügen. Was für ein Ziel sollte ein Wanderer im Auge haben? Kein Dorf, kein Hafen weit und breit.
Aufs Meer kannst du schauen, wie überall längs den Küsten. Dieser Blick hinaus ist der immer gleiche. Dort, wo du nie hinkommen wirst, da ist das Ferne, das Unbekannte, das Fremde. Was Angst macht und unstillbare Neugier weckt.
Jenseits warten andere Strände, weite Territorien, Hügel, Gebirge, Menschenwerk.
Nein, du träumst, nichts wartet auf dich. Wer bist du denn? Abgewiesen wirst du, zurückgeworfen. Hier kannst du stehen, wo du oft gestanden hast.
Der angespülte Tang trocknet, wird zu stachligem Gerippe. Der Sand ist durchsetzt von Gängen, in denen winzige Tiere hausen. Dein Tritt bringt sie nicht ab von ihren täglichen Tätigkeiten, die du nicht begreifst, so wenig wie das Schicksal der toten Quallen, die sich manchmal zwischen den Steinen finden.
Ein Schiffbrüchiger, den es hierher verschlagen hätte, würde für Augenblicke seine ertrunkenen Kameraden vergessen und aufblicken zum Himmel, dessen Blau ihn begleitet hat nach dem verheerenden Sturm. Schwimmend konnte er den Blick kaum heben.
Obwohl er keinen Menschen und keine Siedlung gesehen hätte, obwohl er nicht wüsste, ob er auf ödes Niemandsland oder auf eine unbewohnte Insel den Fuß gesetzt hätte, er würde glauben, gerettet zu sein.
Dann würde ihn die nackte Erschöpfung niederzwingen, zwischen die Kiesel würde er sinken, und verdämmern.
Und vielleicht wieder erwachen.
Oder die übermenschliche Anstrengung wäre stärker gewesen.