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einhorn insel der seligen

Die Wiederholung


Durch die einzige Pforte bist du eingetreten. Keine Kommandos mehr. Nichts weist dir den Weg. Nichts und niemand folgt dir, ob hierhin oder dorthin. Gerät wartet nutzlos.

Du hast dich entschieden für den Weg nach der einer Seite. Da stehst du dir gegenüber. Es kommt deine Gestalt auf dich zu und weicht wieder vor dir zurück. Hundertfach tausendfach, denkst du, doch die Schärfe deines Blicks reicht nicht so weit .

Vielleicht möchtest du den Spiegel zerschlagen. Zumal die Eingangspforte nun in den Spiegel gerückt ist. Der Spiegel hat sie dir entzogen.

Du könntest ein Narziss sein. So viele Male gibt es dich nun. Von allen Seiten kannst du dich wohlgefällig betrachten. An so vielen Welten kannst du vorbei defilieren, mit ihnen jonglieren, sie treiben wie Reifen, sie drehen wie Kreisel. Du kannst versuchen, eine Symmetrie mit deinen Spiegelbildern zu erzeugen, eine Gleichzeitigkeit unendlich vieler Welten, denen du angehörst. Deren Besitzer du zugleich bist.

Würdest du mit dem Gerät spielen, wäre es nicht mehr nutzlos. Alles ist möglich.

Wozu? fragst du.

Anderes steht dir nicht offen.

Doch.

Du könntest, wie gesagt, den Spiegel zerschlagen, erst den einen, dann den anderen. Dazu stehen dir nur Hände und Füße, allenfalls der Kopf zur Verfügung, denn das Regal kannst du nicht aus der Wand reißen. Blut müsste fließen.

Wieviel? Das ist deiner Geschicklichkeit geschuldet. Manche verletzen sich selbst, um sich zu spüren, wie sie sagen. Wäre das in deinem Sinn?

Was bliebe, wäre ein entstellter, toter Raum. Wolltest du noch weiter gehen und mit den Spiegelscherben deine Globen zum Platzen bringen, die zylindrischen Schwellkörper mit Glasbruch spicken, die Kletterseile am Regal kappen, die vage Ordnung dort zerstören?

Auch das ist möglich.

Die Frage wäre, ob und wann das Bluten aufhörte.

Ist es nicht doch besser, einer tatenarmen, menschenleeren Ewigkeit die Stirn zu bieten? Und damit die Wiederholung zu akzeptieren, die eingebildete Einmaligkeit abzulegen?

Die Pforte. Wer hat dich hingeführt? Warum hast du sie neugierig durchschritten?

Hör auf zu fragen. Die Zeit ist stumm.

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