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einhorn insel der seligen

A fading kiss


Wer küsst, darf nicht wanken. Immer feste druff.


Leidenschaft bringt die Körper zum Wackeln, und die gierigen Lichtbildmaschinen der paparazzi schwanken vom vielen Schwenken.


Wer küsst, will für sich bleiben: ein Mensch und noch einer; Schluss, aus. Der Rest mag in Unschärfe versinken.

Die paparazzi verkaufen diese Unschärfe als Authentizität: Schaut, so nahe waren wir den Promis, wir haben uns in ihre Nähe gedrängelt und geschubst, in selbstlosem Einsatz für euch, geneigte Leser, geneigte Glotzer, dass ihr euch die Lippen leckt vor Anteilnahme. Dass es euch kalt und heiß den Rücken hinabrinne.


Leidenschaft will geteilt werden und ist doch nicht teilbar.


Wie wär’s angelegentlich mit dem Wort Andacht? Schließlich sind wir in einer Kirche. Da drücken sich zweie an eine Wand, packen sich, halten sich aneinander fest mit allem, was sie haben. Etwas in ihnen ist sanft explodiert und breitet sich langsam aus bis in die fingersten Fingerspitzen. Und es strömt aus all ihren Poren hinaus und legt sich wie Dunstschleier über sie.

Nu mach man halblang. Sind das überhaupt Promis? Ihr Schlawiner von Fotojägern macht absichtlich schlierige Bilder, um uns weißgottwas zu verklickern. Ihr könntet uns erzählen, dass der Kurz mit der May oder die Marine mit dem Horst … Wir würden es am Ende glauben.

Promis knutschen in einer Kirche, weil sie nirgends Seelenfrieden, geschweige denn ihr Shangri-La finden. Jeder ist durch einen anderen Eingang hereingekommen, sie haben unauffällig in voneinander weit entfernten Bänken gekniet, bis sie sicher waren, dass die paparazzi die Lust verloren und sich entfernt hatten. Fromm kniender Promi, wer will das schon als Titelgeschichte lesen?

Nur einen gab‘s, der hatte von Anfang an einen Verdacht, der kontrollierte beide Eingänge, bewies Sitzfleisch und scheute keine Knieschwielen, bis die beiden Promis stelzvogelgleich zur vereinbarten Mauernische schritten und es zum Vollzug kam. Durchdrängeln durch die Konkurrenz musste er sich nicht. Es war die Erschöpfung, die ihn zittrig machte. Oder war es ein zufällig vorbeistrawanzender vorpubertärer Messdiener, der, entsetzt von solchem Spektakel, blindlings die Flucht ergriff und gegen den paparazzo rannte?

Wenn das Fernsehen verdächtige Verbrecher zeigt, wenn sie verhaftet werden oder vor Gericht stehen, macht sie ein Schleier unkenntlich. Von wegen Unschuldsvermutung.

Unschuldige Küsse gibt es zwischen Erwachsenen jedoch nicht (Ach, Erna …). Der Promi-Faktor spielt dabei keine Rolle.


Leidenschaft schafft Chaos. In Hirn und Hormonen.

Ob aus dem Chaos eine neue Ordnung entsteht, Schärfe oder Unschärfe, weiß man nicht.


Tja. Nee.

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