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einhorn insel der seligen

Rundkopf


Wie ebenmäßig du denkst, Mensch! Du hast die Geometrie nicht nur erfunden, du hast sie ganz in dich aufgenommen, hast dein Hirn neu geformt, die Gedanken getrimmt, ihre Wege auf Möbius-Schleifen gelenkt, wo sie sich jetzt in ruhigen, klaren Bahnen kreisen.

Die Rauten des Wissens und der Erinnerung, die sich in die Zeit hinein krümmen, sich spannen und fast unmerklich schwingen, sie sind die Quelle deiner Energie.

Und nach allen Seiten wächst die Information in parallelen Strängen, fasert sich auf an den Rändern, bereit zum Sprung in die leere äußere Welt.

Doch Springen ist unmöglich. In einem unerbittlichen ringförmigen Rand ist diese Harmonie gefangen in sich selbst. Niemanden und nichts vermag sie zu beglücken.

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Gut, dass es nicht dein richtiger Kopf ist, Mensch, sondern ein Abbild, eine Phantasie, geformt zu allerstrengster Gestalt. Eine Stele aus Stein. Ein seltsamer Spiegel, vor dem du kerzengerade stehst, Hals und Schultern angespannt.

In deinem Kopf brodelt es, es feuert und funkt. Da sind keine Waben, in denen der mühsam gesammelte Nektar Honig wird. Da ist nichts als Flackern und Zischen, wenn die Gedanken sich jagen in krummen Bahnen, bis einer gewonnen hat und ins Bewusstsein tritt.

Harmonie und Maß sind schöne Einbildungen. In Wahrheit herrscht ein mörderischer Rhythmus.

Denn dein Hirn darf nicht langsamer sein als die Welt, die sie erfassen soll, die sie gestalten will. Es wird sich ausstülpen und Fitzelchen für Fitzelchen der Wirklichkeit entdecken und manches, weniges sich und dir zu eigen machen.

Stell dich ruhig vor dieses steinerne Spiegelbild und verharre einen Moment. Du hast etwas abgebildet, was es nicht gibt. Das ist eine Leistung. Und manchmal wird es dich trösten.

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