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einhorn insel der seligen

Heimat in der Fremde


Heimat ist, wo ich ganz bei mir bin. Wo ich mich hin sehne, um ganz bei mir zu sein. Oder so.

Ich schnitzt‘ es gern in alle Rinden ein

Dieser Ausdruck von Heimatliebe ist heute eine Ordnungswidrigkeit. Bäume sind ein Signal für Umweltbewusstsein (zumindest in einigen städtischen Büros) und werden in großen Orten bald so behandelt werden wie die Rinder in Indien.

Rinde – Rinder – R-Indien … man kommt ins Träumen …

Mönchengladbach ist eine Großstadt mit einer Viertelmillion Einwohner. Einzigartig in Deutschland: die Stadt verfügt über zwei Hauptbahnhöfe. Schon vor Hunderttausenden von Jahren siedelten Homo erectus und Neandertaler im Stadtgebiet. Seit über tausend Jahren saßen Mönche auf dem Abteiberg, während auf dem Bökelberg stets nur gebökelt wurde. Gerade hundert Jahre stand Mönchengladbach unter preußischem Diktat. Am Ende behielten die Preußen nur einen Fußballverein, der aus jungen niederrheinischen Rössern bestand, die niemals alterten.

(Wir befinden uns übrigens nicht in Mönchengladbach Es wäre ja auch seltsam, in Mönchengladbach einen städtischen Verteilerkasten mit der Aufschrift „Mönchengladbach“ zu bekleben für den Fall, dass ein nachlässiger oder sturzbetrunkener Einwohner vergessen hätte, wo er wohnt …)

Aus einer anderen Perspektive wäre es aufwändig und zeitraubend, „Mönchengladbach“ in bayerische Alleebäume zu schnitzen.

Wir befinden uns nämlich im Norden Bayerns, in einer ehemaligen Residenz sächsischer Herzöge. Die Stadt verfügt über eine Veste sowie ein Hochwasserrückhaltebecken, den Froschgrundsee und ist Sitz der Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a. G. Der Mohrenkopf im Wappen ist der Kopf des heiligen Moritz, eines frühen Migranten und Märtyrers aus Schwarzafrika. Die Stadt organisiert das größte Samba-Festival außerhalb Brasiliens. Das seltene Handwerk der Gebildsticker ist ebenfalls dort vertreten.

Da hier noch nie Braunkohle gefunden wurde, denkt der naive Betrachter vielleicht spontan an sensationelle Fußballspiele im Sinne von Sachsen/Bayern gegen Preußen, nostalgische Wiederauferstehung feudalistischer Rivalitäten …

Aber nein! Die Coburger Fußballer dümpeln in der Bezirksliga herum – was nicht heißt, dass in ihnen nicht die gleiche heiße Begeisterung für ihren Sport tobt wie bei der Borussia am Niederrhein.

Sollte einer der bundesweit über tausend Fanclubs der „Fohlen“ den Verteilerkasten mit visionärer Energie aufgeladen haben?

Sagen wir einfach: Mönchengladbach ist überall.

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