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einhorn insel der seligen

Koexistenz


Seelen können gut nebeneinander existieren, sie stoßen oder verdrängen sich nicht im Raum. Sie ergänzen sich auch nicht. Sie verteilen sich einfach, sie brauchen dazu keine Sinnesorgane. Sie fühlen eine der andern Gegenwart.

Die Seele haftet nirgends, haftet nicht am Körper. Sie muss nur immer wieder zu ihm zurückkehren, damit er nicht stirbt.

Es ist aber nicht klar, ob sie wirklich für ihn verantwortlich ist oder nur von Teilnahme oder sogar von Mitleid mit dem hochorganisierten, aber ohne sie hilflosen Fleisch überwältigt wird.

Andererseits ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Seele den Körper nicht überlebt und daher aus reiner Selbsterhaltung zu ihm zurückkehrt – ähnlich wie es bei anderen symbiotischen Wesen der Fall ist, die wir kennen.

Bin ich eins mit meiner Seele, kann ich fliegen bis ins Universum oder in Vulkane tauchen bis zum glühende Zentrum der Erde, kann mich zurückfallen lassen in die Zeiten, die es längst nicht mehr gibt, kann alle hemmenden Hüllen abstreifen wie Zwiebelschalen, wie Zwangsjacken.

Ja, dies alles könnte geschehen, wenn es die Seele wirklich gäbe und ich sie nicht nur spürte, weil ich sie spüren will.

Aber selbst dann (oder gerade dann) wäre sie Wirklichkeit. Eine, die ich mir selbst geschaffen habe. Eine, die nur die meine ist.

Manchmal meine ich, dass eine andere Seele mich berührt hätte. Das innere Ich hat die Augen geschlossen, es hat sich konzentriert. Dann ist es wie ein Streifen Licht, der die Dunkelheit durchdringt.

Ein Reflex, eine Spiegelung, ein Glitzern.

Eine Sternschnuppe.


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