
In jeder Pfütze spiegelt sich eine Welt.
Glatte metallische Körper, wie Röhrenfische, wie Delfinrücken, tauchen in eine andere Wahrnehmung ein und verschwinden. Bläschen bedecken sie. Linien werden verzerrt.
Unsere geraden Linien! Ordnung! Mathematische Architektur! Stadtentwicklungsplan!
Torpediert.
In ferner Vergangenheit stiegen die schlauesten, die neugierigsten Fische an Land und aus ihnen entstanden höhere Tiere, Kröten, Krokodile, Saurier.
Manche sagen, auch wir haben viele Generationen lang in flachen Gewässern oder amphibisch gelebt. Unsere Schwimmhäute zwischen den Fingern.
Inzwischen sind wir die höheren, die allerhöchsten Tiere und blicken irritiert in diesen Zerrspiegel, der im Katasterplan nicht vorkommt.
Geschichten schreibende Spinner erfanden Menschen, die durch menschenähnliche Wasserwesen verführt wurden und im See oder im Meer verschwanden wie diese Röhren in der Pfütze. Ein kurzes Zittern der Oberfläche, dann wieder der noch leicht schwankende, dann sich rasch beruhigende Spiegel. Wie wenn ein Stein in einen Teich fliegt. Ringe, mehr Ringe, ein Zittern, dann Glätte wie zuvor, wie immer.
Wir haben viel mit Nixe und Nöck gemeinsam. Wir finden sie schöner als uns selbst und wären gern wie sie, so stromlinienförmig dynamisch, so glitzernd geschmeidig. So türkisäugig. So unwiderstehlich wie die unauslotbare Tiefe des Ozeans.
Brimborium.
Eine gewöhnliche Pfütze, eine jedes Einfalls bare Fassade. Nichts weiter.
Wir heben den Blick. Alles im Lot.