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einhorn insel der seligen

Der blaue Handschuh


Der Wind bewegt fast unmerklich diese hohle Hand. Winkt sie mir? Droht sie mir? Sie bläst sich auf. Ich sehe den umgeknickten Mittelfinger, ich sehe den Schimmelpilz.

Mein Interesse schwindet.

Wenn sie sprechen könnte, diese Hand! Sie kann aber nicht. Stumme Anmutungen sind Zumutungen. Ich bin doch nicht abergläubisch!

Ich gehe einfach vorbei.

Ja, es gibt ein Geheimnis, ein lachhaftes, sicher. Ein Witzbold hat den Handschuh im Dreck des Wegs gefunden und über den Zweig gestülpt.

Die Risse im Oberteil des Handtellers sehen wie Augen aus, wie Schweinsaugen. Darüber klebt ein Fitzelchen Papier.

Na, und?

Was soll auf dem Papier stehen? Da steht nichts.

Ich ekle mich vor der schlierigen Feuchte auf meinem Finger. Warum musste ich daran herumzupfen? Danach wollte ich, dass der Handschuh genauso aussieht wie zuvor.

Komische Idee.

Irgendetwas muss sich derjenige gedacht haben, der dem Bäumchen dieses hässliche Ding zugemutet hat. Übrigens, das ist doch … so ein Friedhofsgewächs. Herrgott, jetzt denke ich gleich an Baumbestattung! Was bin ich doof!

Ich kann nicht weggehen, ohne mich noch einmal umzudrehen. Der Wind hat aufgefrischt. Der Handschuh schaukelt stärker. Wenn jetzt plötzlich eine noch stärkere Bö käme und ihn herunterrisse vor meinen Augen – und ich wäre gerade vorbeigegangen, dann ...

Dann wäre die Ursache gewesen, dass ich ihn nicht ganz genau wieder so hingerichtet hätte wie zuvor!

Hingerichtet

Jetzt reicht‘s mir aber!

Diese Kindergeschichte mit dem fliegenden Handschuh fällt mir ein. Der konnte allerdings sprechen. Eine überaus kindische Kindergeschichte! Ich weiß leider nicht mehr, was da passierte, es ist zu lange her. Aber der Handschuh mit diesen Schlitzaugen, der quasselte, den sehe ich noch vor mir.

Schimmel ist giftig, oder?

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