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einhorn insel der seligen

Gitterspiel

Könnte da eine Katze sein, der es wohl ist, die sich streckt auf einer weißen, weichen Fläche die Augen genüsslich geschlossen, das Maul weit geöffnet zu einem großen Gähnen. Gut gedeckt. Gut versteckt.

Ein Hund, ein kleiner, würde schnuppern, verschmierte Schokolade oben, hopp, ein abgestürztes Stück Wurst unten, erschnappt. Würde endlich die Schnauze auf die ausgestreckten Pfoten legen, dösen.

Einem großen Hund wäre es hier zu eng.

Mir nicht. Bin groß, aber kein Hund, keine Katz.

Bin ein Kind. Bin ich ein Kind?

Ich spiele doch hier. Immer wieder wo anstoßen beim Herumkriechen, klettern, abrutschen, sich nicht beirren lassen. Es piekst ja nicht, tut nicht weh. Wenn es mich juckt, kann ich mich scheuern dran. Nur auf den Kopf muss ich aufpassen.

Ich weiß, was Außen und was Innen bedeutet. Außen sind andere Gitter und die Stimmen, die mir zurufen, was ich tun soll (ich mag nicht immer folgen). Innen bin ich. Nur ich. In mir innen drinnen bin ich auch.

Die Stimmen beachte ich wenig. Spiele lieber. Oft ist es das Spiel Fängnis. So haben sie draußen gesagt. Ich winde mich, Fängnis ist enger als das da draußen, haha, ich fülle es aus, wenn ich mich ausstrecke, wie wenn ich schlafen wollte. Dann geht es wieder hin und her.


Oft wollen sie mich draußen haben, zwischen dem schwarzen Gitter und anderen, weißen. Aber da ist es so groß, da find ich mich schwer zurecht. Zum Essen bin ich noch woanders. Auch zum Schlafen. Beim Essen und Schlafen ist auch ein Gitter um mich herum.

Aber hier bin ich am liebsten.

Krank spiele ich auch gern. Da stoße ich Laute aus, als ob mir etwas wehtäte. Gleich geht einer draußen in die Knie und redet auf mich ein, versucht mich herauszuzerren. Dann tobe ich, und die Person merkt, ich tu nur so. Dann lassen sie von mir ab, und ich merke, sie sind sogar stolz, weil ich irgendwas kann.

Oder ich rühr mich nicht mehr. Dann rückt sicher jemand am Gitter und kontrolliert.

Gut ist auch, plötzlich ganz laut zu lachen. Das verwirrt die draußen, sie halten ein paar Augenblicke ganz still und warten ab, wie es weitergeht. Da ist es aus mit ihrem Anschaffen.

Doch dann versuchen sie es wieder.

Hier bist du Kind, hier darfst du‘s sein. Und andre Kinder passen nicht mehr rein.

Hier hinterm schwarzen Gitter stolpert niemand über mich. Und wenn ich etwas falsch oder ganz falsch mache, merken sie es nicht sofort.

Wie auf dem Abort.

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