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einhorn insel der seligen

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Hier liege ich.

Ich habe Charakter.

Ich bin ein Denkmal.


Um mich herum erstreckt sich die scheinbare Ordnung der grob hingestampften und mit Sand verbackenen Kiesel. Wenn du genauer hinschautest, wenn du die Abstände der Steinchen voneinander messen würdest, so ergäben sich Zufallsstrukturen in einem gestaltlosen Brei.

Dagegen meine Wenigkeit: ein Unikat. Gefunden, erfunden. Materie gewordener Geistesblitz, Abbild eines Schaffensrausches? Übertreiben wir nicht. Sagen wir einfach: In der Zerstörung liegt die Kraft, die Neues schafft. Ein Kreislauf.


Nach dem Übergang aus der dritten in die zweite Dimension bin ich – wozu geworden?

Nichts ist magisch an mir. Ich bin indessen offen für beliebige Projektionen eures Selbst (ich kann mich ihrer nicht erwehren). Dabei entsteht etwas - mittels eurer Gedanken, wenn sie versuchen, in mich einzudringen und sich in mir verfangen.

In mir erkennt ihr, wer ihr seid.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es liegt nicht an mir.


Wenn ihr jedoch dem elektronischen Weiser auf mir folgt oder versucht, die Textfragmente auf mir aus eurem Speicher zu ergänzen – das werden die meisten von euch tun – dann werdet ihr enttäuscht sein. Denn mein ehemaliges Wirken im Zustand der dritten Dimension ist – war - banal. Statt in einen Spiegel zu blicken, erlebt ihr nichts als eine platte Wiederholung meiner Vergangenheit.


Ja, nützlich bin ich gewesen, ein Ding. Jetzt bin ich Form.


Es ändert nichts, wenn ihr auf mir trampelt mit euren plumpen, schweren Schuhen.

Ihr tretet alles mit Füßen. So bin ich entstanden. Doch an eurem Willen, eurem Begehren vorbei.

Schrott bin ich, Abfall, Ausschuss in euren Augen.


Wie blind ihr seid!

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