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einhorn insel der seligen

Periophthalmus negrolineatus


Der Papa macht‘s vor, die Kids machen’s nach. Soweit ist alles gut.

Papa hüpft mit geschlossenen Beinen auf und ab. Für den Nachwuchs wird es schwieriger. Wie unmöglich erscheint ihnen anfangs das Spreizen der vordersten Körperstümpfchen! Denn nach späterer Weltanschauung handelt es sich dabei in beiden Fällen um Flossen.

Papa würde von Bösen Zungen sprechen, wenn er sprechen könnte, die den Fortschritt blockierten.

Papas evolutionäre Zielvorstellung ist das Krokodil. Schon jetzt duldet er in seiner kleinen Familie nur Fleischfresser. Von Algen und Tang hat er sie weggescheucht. Aber den Konsum von Würmern, Zwergschnecken und Krebschen findet er fad, seine Familie wäre unterfordert.

Allerdings sind fast alle Fische größer als Papa. Doch mit einer fortschreitenden Vergrößerung der beiderseitigen Zahnreihen rechnet er fest. Zusätzliche Bedingung: eine Optimierung der Zahnpflege

Er selbst ist das Ergebnis einer Mutation, da ist er sich sicher. Dass er aber auf eine ähnlich orientierte Mutantin traf und mit ihr eine Familie gründen konnte, erschien ihm glatt als Wunder, obgleich er sich stets geweigert hatte, an Zufall zu glauben.

Seine Mutantin hat Papa in einem sicheren Versteck verwahrt. Die erste Staffel Nachkommen muss erwachsen werden, bevor die nächsten Staffeln nachrücken. Eins nach dem anderen. Man käme sonst arg durcheinander, erklärte er ihr. Versehen mit einem ausreichenden Vorrat an Nahrung hat sie sich gefügt.

In Wahrheit fürchtete Papa konkurrierende Sexualpartner. Dass eine Mutation nur so wenige Individuen habe treffen können, das glaubt er nicht, das wäre ein weiteres Wunder. Schon das erste (s.o.) hatte ihn überwältigt.

Papa weiß nicht, wie lange der Reifeprozess seiner Kinder – und damit das Versteckthalten der Mama – dauern soll. Aber es muss versucht werden!

Mit Zuversicht beobachtet er, wie seine Kids üben, wie sie hopsen, spreizen und sich auf die Zähnchen beißen. Unruhig denkt er an sein in einem Schlammloch hockendes Gespons.

Ein weitgereister großer Fisch hat ihn nach Fischart ausgelacht und in Gedanken einen glotzäugigen Pinguin geheißen, ohne Fell und sozialen Sinn. Papa hat geahnt, was dieser zutiefst fischige Blick ihm, sagen wollte. Er zuckte zusammen und begriff intuitiv, wie weit entfernt sein Ziel war. Doch voller trotzigem Stolz riss er sich zusammen und nahm wieder die Vorbildhaltung ein. Die Kids hatten die kurze Veränderung in ihm bemerkt, aber selbstverständlich nichts begriffen.

Dann schwingen wieder alle ihre Schwänzchen. Papa hält auf Disziplin, auf straffe, saubere Ausführung. Mit seiner fiependen Stimme ruft er seine Truppe zur Ordnung.

Und er hofft, dass die vielen Generationen seiner Nachkommen wie er diesen Traum träumen vom Krokodil, das sich im Uferschlamm räkelt und nur warten muss, bis die dicksten Fische ihm ins Maul schwimmen.

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