top of page
Aktueller Eintrag
Frühere Einträge
Archiv
Schlagwörter

einhorn insel der seligen

Griffig


Ringen ist eine riskante Sportart. Leicht kann man stürzen und bei heftigem Aufschlagen sich ein Rippchen oder gar ein Wirbelein brechen. Oft ergibt sich bei erfahrenen Kämpfern eine besondere, charakteristische Kopfform, weil die Beulen sich standhaft weigern wieder abzuschwellen. Zahlreiche Spitznamen resultieren aus diesem Umstand.

Damen war die Ausübung dieses Sports lange Zeit verwehrt, parallel zur Weigerung höherer pädagogischer Institutionen, Frauen Zugang zu umfassender Bildung zu gewähren. So wie jede aktive und pfiffige Frau sich auch in Eigeninitiative universitären Stoff aneignen konnte, so war es ihr unbenommen, die Kunst des Ringens zu erlernen. Wettkämpfe hatten zunächst in rein privatem Rahmen stattzufinden.

Es ist ein unbestätigtes Gerücht, dass aufgrund des Haremswesens orientalische Frauen ganz besondere Talente in diesem Sport hätten entwickeln können. Leider verhinderten gut trainierte Eunuchen dort jedes Ausbüxen. Atatürk schaffte dann den Harem ab. Dass Erdoğan ihn wieder einführen könnte, darf bezweifelt werden.

Schlamm-Ringen wird zumeist von Frauen ausgeübt. Es hat für die Zuschauer (überwiegend Männer, die dabei große Mengen Speichel produzieren) eine quasi-erotische Konnotation, was die spärliche bis mangelhafte Kleidung der Performerinnen andeutet. Diese Lustbarkeit erreichte in den Dreißigerjahren des längst vergangenen Jahrhunderts in den USA erstmals Bekanntheit. Heute ist es ebendort, in den fernöstlichen Kulturkreisen und sogar in Osteuropa nicht unpopulär, während es im christlich geprägten Westen auf Ablehnung stößt und keineswegs als Sport gilt (vgl. SPIEGEL 15–1949).

Als besonders problematischer Griff, sozusagen der Griff unter Griffen (z.B.: Packen und ruckartiges Emporziehen eines oder beider Schenkel, Zusammendrücken der Finger, Umfassen des Leibes mit einer Armschere, andere Klammergriffe usw.) gilt das Umschlingen und Drosseln des Halses mit den Armen oder Händen, insbesondere eine Variante, der sogenannte Hitzlergriff. Der Kopf der Gegnerin wird mit einer Hand von unten, mit der anderen von oben zusammengepresst. Kehlkopf und Luftröhre sind betroffen, der Versuch, sich aufzurichten, würde die Halswirbelsäule in Verlegenheit bringen.


Den Erfinder des Griffs zu ermitteln, ist nicht einfach, obwohl unter allen im WWW aufgeführten Hitzlers nur einer als Ringer ausgewiesen ist. Denn natürlich könnte auch ein anderer Hitzler, der Ringen lediglich als Hobby betrieb, diesen potentiell tödlichen Griff als erster angewendet haben, etwa das gleichnamige NSDAP-Mitglied H. - als ein Mittel der Folter. Dazu schweigt aber besagtes WWW.

Im Übrigen erinnert dieser Name fatal an jemand anderen. Etwa wie der oberpfälzische Ortsname Hiltersdorf, das öfters seitwärts meines Weges lag.


Gänsehaut.


bottom of page