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einhorn insel der seligen

Fährten Fährnisse


Was hier seinen Abdruck hinterließ, ist eine Geistergestalt, ein Insekt, wie zu vermuten ist, eben ausgebrochen aus seinem Kokon. Dieses Wesen posiert nun vor seiner beschränkten Welt, es spreizt die Beinchen, es stülpt das Köpfchen aus, das größer zu werden scheint, als würde es aufgepumpt: Alle sollen sehen, dass es da ist.

Davor hat sich ein Zweibeiner eingefunden, ein Winzling, dramatisch überragt vom sich entfaltenden Kerbtier. Nehmen sie einander wahr?

Eine Konstellation des Zufalls sicherlich, doch sie wird Folgen haben. Schon deutet sich eine Struktur an, ein Gespinst, in dem sich der Kleine gefangen sehen wird, wie die Fliege im Spinnennetz. Solche Fäden haben ihn bereits beidseitig umrahmt, es ist ungewiss, ob er sich aus ihnen wird befreien können. Ungewiss ist auch, ob das frisch geschlüpfte Wesen ihn dann verschlingen wird. Es ist ja nicht allein. Ein zweites, kompakteres Ding erzeugt ebenfalls fadenähnliche Linien. Es ist halb verborgen, es verbirgt seine , körperliche Macht, es scheint nicht auf Beine, sondern auf Tentakeln zu vertrauen, die sich verknäueln und ihm Beute ins Maul führen werden. Wie ein unerwarteter Gegenspieler des Protagonisten schiebt es sich aus der Kulisse, wartet noch ab. Andere Wesen scheinen das Geschehen zu beobachten. Sie halten sich außer Reichweite. Ihr Terrain wird ebenfalls von Linien durchzogen, wie von Straßen, die weit über Land führen, doch sind diese Linien feiner, so dass man in ihnen lesen möchte wie in einer Hand, zumal es auch Bahnen gibt, die quer verlaufen.


Die Zukunft hätte entschieden.

Doch es gibt keine Zukunft mehr.


Ein unerhört schwerer, metallischer Stempel, so groß wie die Welt, die sich vor uns ausbreitet, hat all das zu einer Fläche gepresst, hat all diesen Gebilden die dritte Dimension, die der Bewegung, die des Lebens weggenommen. Sie sind zu Rätseln geworden, zu einer Schrift, die niemand entziffern kann. Denn sie haben existiert in der Zeit, diese Zeit ist jetzt fixiert zu ewiger Gegenwart.


Ewigkeit ist zeitlos, ist also nicht lebbar. Es gibt sie nur als Wort.


Eine Tischplatte ist eine Tischplatte. Sie hat weder Vergangenheit noch Zukunft. Sie hat keinen Sinn. Und doch ist sie kein Hirngespinst.


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