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einhorn insel der seligen

Brownie's world


Den Ballast nachlässig beiseite gelegt, sich zu Boden gleiten lassen, sich hinbreiten in schwungvoller Langsamkeit, mit einer stets fließenden Bewegung. Das ist der Anfang von Brownies Darbietung, und es muss ausreichen, damit die wenigen zufällig in der Nähe promenierenden Hasen die Szene verfolgen können. Sie sollen danach allenfalls das nächste Klo aufsuchen, um die Lippen nachzuziehen, und sofort zurückstöckeln.

Nun regungslos die Sonne anbeten (d.h.: so tun: auf Natur, auf natürlich machen). Die Haut aufheizen lassen. Energie sammelt sich. Sie wird sichtbar, verwandelt sich in Tönung. Kraft wird abgestrahlt.

Daliegen wie ein unschuldiges Kind, aber exakt diagonal auf dem quadratischen Handtuch. Spontaneität braucht Brownies stille Pirsch und Präzision.

Siehe die dosierte Pose: der rechte Arm (ver)birgt das Gesicht, der linke Arm legt sich entspannt, wie einladend, auf den Hosenbund. Die Arme sind gegenläufig gewinkelt. Das schafft Dynamik.

Neue Hasen sind inzwischen eingetroffen, diskutieren flüsternd über Bräunungsstrategien.

Brownies Beine schicken sich nun an, eine den Armen analoge Position einzunehmen. Langsam Bein und Schatten wandern lassen. Man darf die Hasen nicht überfordern, doch man muss ihnen zu jeder Zeit etwas bieten.

Verbesserungsfähig ist noch das unordentliche Gefuzzel und Gefummel der Finger und Zehen.

Was die Mütze betrifft, ihre Position ist kalkuliert. Das Gesicht soll eine Überraschung sein, wenn ausreichend Hasen sich versammelt haben und der Moment gekommen ist, sich zu decouvrieren. Brownies Gehör ist auf das Klappern der Absätze programmiert. Er kann daraus Haltung und Gewicht erschließen.

Ohne Vorwarnung erhebt sich der Sonnenmann, klar, wieder auf einstudierter Körperbahn, wieder aufreizend langsam. Noch bei abgewendetem Gesicht hat er sich mit großer Sorgfalt die Sonnenbrille aufgesetzt und rückt sie nun lässig zurecht. Werden all diese Bewegungen korrekt ausgeführt, ergibt sich bei Pickeln oder ersten Runzeln nicht notwendig eine Minderbewertung. Nur nicht übertreiben mit der Präsentation der Muskeln! Allzu viel Wucht macht Hasen scheu.

Der Blick nimmt jetzt die Parade ab, der Kopf wird dabei kaum merklich bewegt, um weitere Spannung zu erzeugen.

Es dauert eine kleine Weile, bis Brownie unter den Hasen das Häschen entdeckt und es mit einer kontrollierten Reverenz nötigt, auf seinem Handtuch Platz zu nehmen.

Es ist möglich, dass das Häschen dabei Laut gibt, ein leises, zustimmendes Hecheln oder ein ablehnendes Pfeifen.

Ersatz ist stets ausreichend vorhanden, weiß Brownie.

Neben seine Errungenschaft des Tages setzt er sich, rückt die Mütze zurecht, blickt aufs Meer, schweigt, lauscht auf das Klappern der Hochhackigen, die sich allmählich entfernen.

Schließlich gibt er auch seine Stimme frei. „Brownie“ sagt er, „Hallo!“, und das Häschen kichert.


So könnte es gehen.

Die Zeiten der Sonnenbrände hätten sich gelohnt.


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