

EINE ENTSPA
Lesen ist eine Zwangshandlung. Das weiße Papier und die beflissenen, kleinen, schwarzen Zeichen halten dich in Schach. Selbst aus dem Chaos der Zerstörung blicken sie dich unverwandt an. Indessen hat das flache Blatt die dritte Dimension erobert. Der Text behält seine Mitte und verliert seinen Sinn. Lass dir Zwang antun. Lies. Erobere eine unbekannte Welt und forme sie nach Gutdünken. Du bist frei. Was wird jedoch dabei dein SYSTEM sein? Wirst du am Ende staunen? Über dich? D


Betrat
Gott beansprucht, die Gedanken der Menschen an sich zu ziehen und bei sich zu bündeln. Um es sich und seinen Verehrern leichter zu machen, gab er einen Ort als Zielpunkt vor. Dorthin seien geistige Botschaften zu senden. Immerdar. Nirgendwohin sonst. (Stellen Sie sich bitte das Chaos vor, wenn es diese Vorschrift nicht gäbe: ein jeder würde in x-beliebige Richtungen senden, womöglich jedes Mal in eine andere; wie könnte sich Gott da ein Bild machen von seinen Getreuen oder Ni


Kalter Schläfer
Erfrieren soll die angenehmste aller Todesarten sein. Du legst dich in den Schnee, schläfst ein, fertig. Die Totenstarre schließt sich nahtlos an. So bleibst du sterbend erhalten bis in alle Ewigkeit. Allerdings nur in den Weiten der Antarktis. Denn selbst am Nordpol wird es manchmal allzu warm. Am Ende liegst du als gewöhnliche Leiche, zwar kalt, aber nicht konserviert, auf einer treibenden Eisscholle, von misstrauischen Eisbären beäugt. Einzige Alternative wäre das Hochgebi


Schattenwerfer
Wir sind bereit. Du hast deine Kleider abgelegt. Du siehst: keine Guillotine oder Garrotte, nein, wir sind in keiner Strafkolonie. Was für ein absurder Gedanke. Eine Steinplatte und ein Schatten. Leg dich einfach hin. Besser ohne Schwung. Der Grund ist rauh. Entferne die kleinen Steinchen, die dich in den Rücken drücken, bitte erst, wenn die Horizontale erreicht ist. Die Hände flankieren nunmehr frei die beiden Körperseiten. Du musst dich nicht verrenken, musst den Kopf nich


Läufer von der Traurigen Gestalt
Er wird nicht zum Stehen kommen. Das Rad dreht sich stetig weiter. Einfach unter ihm weg. Geduldig schaut er auf das kleine Stück Wegs, das vor seinen Füßen gleichmäßig bergauf führt. Wege sind dazu da, dass man auf ihnen geht. Es kostet große Anstrengungen, einen Weg anzulegen mitten im universellen Chaos. Man muss die Arbeit der Wegmacher loben und sie ehren, indem man den Weg benutzt. Wer geht, hat ein Ziel. Warten hätte er nicht wollen. (Worauf hätte er gewartet? Oder auf